Aktuell im Kino tut es BlacKkKlansman von Spike Lee: Aber schon die Erfolge von jüngeren Filmen wie Django Unchained, Twelve Years a Slave, Selma oder auch Get Out haben gezeigt, dass in den Vereinigten Staaten von Amerika das sogenannte Rassenproblem heute noch immer – oder vielleicht gar erstmals? – höchst aktuell ist. Offensichtlich ist da noch Vieles aufzuarbeiten und neu zu justieren. Im Jahr 1963 sprach Martin Luther King seine berühmten Worte „I have a dream“ vor 250.000 Menschen am Kapitol in Washington, im gleichen Jahr starb die große weiße Hoffnung John F. Kennedy, fünf Jahre später lag auch der Schwarze Martin Luther King in seinem Blut, erschossen von einem Fanatiker, der die Trennung der „Rassen“ auf die trostloseste Weise aufzuhalten hoffte.
In den sechziger Jahren begann in den USA dennoch die zähe Verhandlung dessen, was im amerikanischen Selbstverständnis seit der Unabhängigkeitserklärung auf dem Papier eigentlich unverrückbar fest steht: All Men are Created Equal. Doch nur vor Gott sind alle Menschen gleich. Problem ist die konkrete Verhandlung, zum Beispiel dessen, was die amerikanische Filmindustrie, also Hollywood, aus dem Gesetz gemacht hat. Raoul Pecks vielfach preisgekrönter, beeindruckender Essay über den schwarzen Schriftsteller James Baldwin (1924-1987), der an diesem Prozess zentral teilhatte, widmet sich dieser Frage an drei Figuren.
Medgar Evers‚ Name ist hierzulande nicht so bekannt geworden, man kennt ihn vielleicht von dem legendären Dylan-Album The Times they are a-Changin. Ein Song beginnt da, ganz getragen und bedeutend, mit den Worten A Bullet from the Back of a Bush. Took Medgar Evers‘ blood, um im Refrain auf eine bis dato gültige Einschätzung zur Rolle des Schwarzen in der us-amerikanischen Gesellschaft zu kommen: He’s only a Pawn in their Game, er ist nur ein Bauer im (Schach-)Spiel. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung war signifikant: 1964. Da hatte Martin Luther King noch einige Jahre zu leben, die schwarze Hoffnung, dessen Legende ich z.B. in Selma sehr passend erzählt fand. Im Revolutionsjahr 1968 wurde MLK dann ermordet. Das ist jetzt 50 Jahre her – sein Name strahlt freilich nach wie vor, als Legende und als Idee. Einigen war MLKs Kurs der Versöhnung freilich zu sanft, zu versöhnlich; für den radikalen Aktivisten Malcolm X war MLK nur The Whitest Nigger in Town, wie man in Spike Lees filmischer Biographie Malcolm X (1992) sehen und hören kann. Ein Teil der politischen Aktivisten ist tatsächlich immer so unversöhnlich geblieben wie die beiden Sprinter in Mexiko 1968, die ihre schwarzbehandschuhten Fäuste bei der olympischen Siegesfeier in den Himmel reckten und damit für das Urbild der Black-Panther-Bewegung sorgten.
Ich selbst habe im November 1984 ein rowohlt-Taschenbuch gekauft, Teufelswerk von James Baldwin, darin ging es laut Untertitel um Betrachtungen zur Rolle der Farbigen im Film, die in Hollywood seit je als Subalterne behandelt wurden, bis in die 60er hinein auch immer nur Nebenrollen innehatten – Diener, Sklaven, letzten Endes verfügbares Menschenmaterial. Dieses Buch ist deutlich die Quelle von Pecks Film-Essay, den F!F am 12. September 2018 im Obsthof Gottschalk zeigt. Vielleicht führen wir irgendwann auch noch The Jazz Singer (1928) oder Gone with the Wind (1939) auf, Klassiker, an denen die Problematik sich ebenfalls drastisch zeigen würde. Sie spielt im übrigen auch eine kleine Rolle im nächsten F!F-Film, The Battle of the Sexes, zu sehen am 29. August in der Burg Windeck in Heidesheim. Und dann einen vergnüglichen bzw. lehrreichen Filmabend mit James Baldwin!