Dass die östlichen Bundesländer anders ticken als diejenigen im Westen, hat zuletzt die Wahl zum Bundestag gezeigt. Längst sind dies nicht mehr die „neuen Länder“, die scheinbar vor einem Aufbruch stehen – im Gegenteil, die Menschen dort scheinen zu einer festen Ordnung zurück zu wollen. Welche und wessen Ordnung das ist, darüber mag man sich seine Gedanken machen; fest steht, dass vielen im Westen solches Denken eher fremd ist, vielleicht, weil sie die DDR selbst nicht hautnah erlebt haben, die offenbar tiefe Spuren hinterlassen hat, was das Denken und den Freiheitsbegriff ihrer Bürgerinnen und Bürger betrifft.
Gleichwohl gab es Oppositionelle in der DDR – meist Intellektuelle, Geistliche oder Bürgerrechtler. Auch die Jugend, zumindest ein Teil davon, hatte ein Ventil gegen ihre Unzufriedenheit mit dem „real praktizierten Sozialismus“ und seinen Beschränkungen: Und das war der Punk. Der war in seiner ostdeutschen Version tatsächlich so wild und anarchisch wie kaum sonstwo.
In seiner Zeit als Schulzeit in der Stadt Balingen im Schwäbischen verliebte sich der junge Jan Heck in diese Musik. Viele Jahre später, als angehender Filmemacher in Mainz, entschloss er sich, eine Legende der Punk-Szene in der DDR, die Gruppe “Schleimkeim” mit ihrem charismatischen Sänger und Gitarristen Dieter “Otze” Ehrlich, zum Sujet seines Abschlussfilms zu machen. Heck überzeugte die Mainzer Firma „Kontrastfilm“ von seinem Projekt, fuhr aufs Land nach Thüringen, nach Weimar, Erfurt, Dresden und Leipzig und suchte nach den Resten der Band. Herausgekommen ist ein Film, der zur Überraschung vieler den Deutschen Dokumentarfilmpreis 2024 in der Kategorie Musikfilm gewann.
Und das zu Recht: Kein Spielfilmautor hätte einen spannenderen, aber auch verschmitzteren Plot erfinden können. Das liegt vor allem an den ehemaligen Bandkollegen, die ein nachdenklich machendes, aber vor allem äußerst skurriles Bild einer unbekannten Seite der DDR zeichnen. Den bösen Part spielen Stasileute mit ihren menschenverachtenden Möglichkeiten. Die heiteren, mittlerweile sehr gelassenen Alt-Punks am Biertisch dagegen hatten einen Protagonisten unter sich, wie ihn in solcher Größe und Tragik nur das Leben erfindet. Der Film hat dazu noch eine überraschende Wendung bereit, die hier selbstverständlich nicht verraten wird… … wer mehr über die Hintergründe wissen will, kann am 24. April auch den Filmemacher befragen, der selbst anwesend sein wird.
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