Haben Sie mal einen Auftritt von Jack Nicholson bei der Oscar-Verleihung oder einem anderen außerfilmischen Anlass gesehen? Dann haben Sie einen wortgewandten, witzigen und charmanten Entertainer kennengelernt. Diese gewinnende Seite der professionellen Persona macht klar, warum Nicholson am besten als das genaue Gegenteil funktioniert, als Ekelpaket. Der Mann kann spielen. In keinem anderen Film ist er – natürlich nur anfangs – so eklig wie in As Good as it Gets, der Dreiecksgeschichte zwischen einem erfolgreichen Autor von Groschenromanen (Nicholson), der famosen Helen Hunt und einem homosexuellen Maler (Greg Kinnear), der mit seinen Eltern gebrochen hat. Nicholson stellt die beiden einander vor: “Das ist Carol, die Kellnerin. Das ist Simon, die Tunte.”
In Schwierigkeiten gerät dieser Kauz nur, weil er seine Schrullen nach außen trägt. Eigentlich lebt er gut als alleinhausender Misanthrop, zumal er sich mit dem Verfassen unsäglicher Groschenromane dumm und dämlich verdient. Doch dann ärgert er Nachbarn: In der umwerfenden Szene, die das ganze Drama in Gang setzt, spielen die Hauptrollen ein Schoßhündchen und der typisch amerikanische Abfallschacht im Haus. Hier beginnt die Menschwerdung unseres Antihelden: As good as it gets, so gut es eben werden kann, passt ja als Motto für das ganze Leben. Nicholson beweist mit seiner Wandlung, dass man aus einer selbst gewählten Isolation auch wieder herausfinden kann. Anfangs trägt er beim Ausgehen immer Handschuhe und reißt zum Händewaschen jedes Mal ein neues Stück Seife auf. Ein letzter Anklang an die Corona-Zeiten, die wir nun zu verlassen hoffen?
Famose Unterhaltung, wie sie nirgends besser gemacht wird. Das liegt vor allem daran, dass in Hollywood jedes Departement, jede Position bei derartigen Produktionen von den besten (und teuersten) Spezialisten besetzt wird. In Mini-Rollen tauchen einige bekannte Kollegen des Regisseurs auf: Profis grüßen Profis. Hunt und Nicholson gewannen jeweils den Oscar als Darsteller.
Meine Lieblingsstelle folgt auf die Vorstellung von Hunt und Kinnear, die ich oben zitiert habe. Die Reise beginnt, Nicholson am Steuer hat die Beschallung der ganzen Fahrt mit Audio-Cassetten durchgeplant. Vom ersten Band tönt der Sommerhit “YMCA”. Bevor die beiden Passagiere erbleichen, erweist sich das Ganze als Scherz. Vom nächsten Band dann die entspannten Bläsersätze von “There’ll be days like this”: Es kommen auch wieder Tage, an denen alles gut ist – so gut es eben gehen kann. Van Morrison singt den Song mit einer wunderbar verschnupften Stimme. Der Grund dafür war sicher nur eine ganz einfache Erkältung.