2024 haben wir alles gegeben! Jetzt arbeiten wir an einem passenden Programm für Dich. Bald findest Du hier unsere Ideen für 2025.

Parallele Mütter

Parallele Mütter von Pedro Almodóvar, Spanien 2021

Samstag 15. Juni | 21:30 Uhr | Bürgerhaus Großwinternheim, Oberhofstraße 19 | Einlass 19:30 Uhr | VVK 10€, Filmfreunde und Schüler ermäßigt

„Zwei Kinder kommen zur Welt. (…) Eines der beiden Babys stirbt an plötzlichem Kindstod. Das andere wächst in der Obhut von Janis (Penélope Cruz) heran, der jedoch dämmert, dass (…) hier etwas nicht stimmt: Ein Gentest macht klar, dass die 17-jährige Ana (Milena Smit) die biolo­gi­sche Mut­ter des Mäd­chens ist, die Bekannte aus der Phase der Geburt, die Ja­nis’ Kind verloren hat. Im Krankenhaus wurden die Babys vertauscht. Die An­nä­he­rung der zwei Frauen bildet den Erzählbogen des Films, obwohl die Vor­aus­set­zungen kaum unterschiedlicher sein könnte: Ana wurde von ein paar Jungs zum Sex gezwun­gen und hat auch sonst kaum Halt im Leben; doch sie kämpft. Janis hin­ge­gen ist als Fotografin erfolgreich, sie kommt gut klar.“ (…)
Was eine typische Almódovar-Farce hätte werden können, mit schrillen, sich selbst bis zum Geht­nichtmehr selbstverwirklichenden Frauen, ist tatsächlich eine unge­wohnt ruhige, psy­chologisch feinfühlige Tragödie. Aus dem Zustand Parallele Müt­ter wird langsam und glaubwürdig ein zeit­gemäßes Familien-Patchwork.“ (Aus dem F!F-Buch Was Kino Kann. Berlin 2023, S. 120)

Catering: durch “Initiative zur Förderung der Dorfgemeinschaft”

Kurzfilmfestival

Kurzfilmfestival

Freitag 5. Juli  | 19:30 Uhr | Weingut Mett Kelterhaus, Mainzer Str. 31 |  Einlass 18:00 Uhr | VVK 10€, Filmfreunde und Schüler ermäßigt

Die Agenda des Abends ist einfach. Sie kommen im Hof an und haben die Möglichkeit sich bei einem Getränk zu unterhalten. Anschließend gehen wir ins Kelterhaus und sehen einen Kurzfilm, den wir mit Hilfe von Gästen präsentieren. Es sind komische und ernsthafte, erzählende und dokumentarische Filme darunter. Zwischen den Kurzfilmen haben sie immer wieder die Gelegenheit in den gemütlichen Hof zu gehen und sich zu stärken.

Roter Himmel

Roter Himmel von Christian Petzold, Deutschland 2023

NEUER TERMIN: Freitag 2. August | 21:30 Uhr | Naturschutzzentrum, Neumühle 5 | Einlass 20:30 Uhr | VVK 10€, Filmfreunde und Schüler ermäßigt

Es soll alles ganz leicht werden, auf dem Land. Der hilf- und ratlose Autor Leon (Thomas Schubert) möchte sich in der Einsamkeit für sein nächstes Buch inspirieren lassen, sein langjähriger Freund Felix, der ihn begleitet, nur entspannt den Sommer genießen, vielleicht ein bißchen was erleben. Als die beiden ihr Ferienhaus beziehen, erleben sie die erste Überraschung: Eine junge Frau wohnt hier, die zwar auch Literatur studiert, derzeit aber Eis am Strand verkauft. Nadja (Paula Beer) hätte die Leichtigkeit, die es für eine schöne Sommerkomödie im Kino braucht; bald kommen aber erotische Spannungen auf, in verschiedene, kaum voraussehbare Richtungen. Ein Verleger und ein weiterer Mann, ein gut ausse­hender Rettungsschwimmer, bringen zusätzlich Salz in die Suppe. Die fünf Personen in Christian Petzolds 18., lange Zeit entspanntestem Film hätten genug mit sich und untereinander zu tun. Leider sind da noch die ringsum lodernden Waldbrände, und dieser „Rote Himmel“ gibt dem Geschehen seine tragische Wendung. Diese Entwicklung macht aus dem leichten Film einen großen Film. „Die Geschichte vom endlosen Kreisen um sich selbst, von Sehnsucht und Eifersucht, während man gegenüber dem Rest der Welt so lange blind bleibt, bis die Katastrophe da und alles zu spät ist – sie passt nur zu gut in unsere Zeit. Umso beeindruckender die Zärtlichkeit und Noncha­lance, mit der Petzold eine so humorvolle éducation sentimentale ins Desaster und dieses wiederum in die Sphäre der Kunst überführt.“ (Patrick Seyboth, epd Film Nr. 4, 2023, S. 62)

EO

EO von Jerzy Skolimowski, Polen 2022

Freitag 23. August  | 20:30 Uhr | Eulenmühle Pferdehof |  Einlass 19:30 Uhr | VVK 10€, Filmfreunde und Schüler ermäßigt

„Der polnische Altmeister Jerzy Skolimowski (...) hat im eindrucksvollsten Film des Jahres 2022 einem Tier seine Seele weitestgehend gelassen – einem klei­nen grauen Esel, der in der Realität des Drehs von sechs Artgenossen verkör­pert wur­de. Doch Esel bleibt hier Esel bleibt Esel. Man sieht keinen Moment lang in das Tier hinein oder ahnt, was es fühlt. (...)
Wie der Esel bleibt uns der Titel fremd – EO ist “I-Ah” auf Polnisch. Das ist das kleine Zugeständnis des Regisseurs, der seinen Protagonisten irgendwie be­zeich­nen muss; doch dieser Esel ist (...) nicht sprichwörtlich störrisch (das ist er nur in unse­ren Augen), und er flieht nicht von Station zu Station einer Odys­see (das lässt nur die Story so aussehen). Er ist mal da, mal weg, reagiert nur im­mer si­tua­tiv, nach seinen In­stink­ten, bis zu dem tragischen Punkt, an dem er ein­mal falsch agiert – weni­ger eine Entscheidung trifft als nur mit falschen Kollegen den falschen Pfad entlang zu trotten.
Das Fazit (...) mit Quentin Tarantino, der einen klugen Satz über einen anderen, älteren Film ge­schrieben hat. Wir ersetzen an dieser Stelle lediglich den Filmtitel: “EO hat eine Geschichte. Aber es ist keine denkwürdige Geschichte, und sie hat auch nichts mit dem zu tun, was der Film in einem auslöst.” (Aus dem F!F-Buch Was Kino Kann. Berlin 2023, S. 230f.)

Das Lehrerzimmer

Das Lehrerzimmer von Ilker Ҫatak, Deutschland 2023

Freitag 13. September | 18:30 Uhr | Sebastian-Münster-Gymnasium, Friedrich-Ebert-Str. 13 | Einlass 17:30 Uhr | VVK 10€, Filmfreunde und Schüler ermäßigt

Von Ilker Ҫatak haben wir in Ingelheim bereits „Es gilt das Gesprochene Wort“ gezeigt. Sein neuer Film „Das Leh­rerzimmer“ war der Überraschungserfolg der deutschen Kinosaison 2022/23. Beim Deutschen Film­preis ließ der kleine, günstig produzierte Film das Effektenspektakel „Im Westen nichts Neues“ weit hinter sich. 2024 wurde er in der Sparte Best Foreign Film sogar für den Oscar nominiert.

Carla (Leonie Benesch) ist eine junge Lehrerin an einer Hamburger Gesamtschule, die keine Brenn­punktschule ist. Es gibt Kinder mit Migrationshintergrund, aber der momentane Aufreger ist das Geld, das immer wieder aus Taschen und Schulranzen verschwindet. Es gibt also einen Dieb oder eine Diebin an der Schule. Carla, die offenbar kein Unrecht vertragen kann, stellt dieser Person eine Falle. Und sie hat Erfolg bei ihrer Fahndung. Was sich daraus entwickelt, wel­che Fol­gerun­gen aus den „Beweisen“ Carlas erlaubt und gültig sind, ist an dem einsetzenden Wirbel von Ereignis­sen zu sehen, die der Regisseur mit einem grandiosen Schlussbild enden lässt. Klar ist zu diesem Zeit­punkt nur noch: Wo solches Misstrauen herrscht wie an dieser Schule, kann keine Gerechtigkeit geschehen.

„Das Lehrerzimmer“ ist kein einfach zu konsumierender Film. Manche finden ihn beunruhigend, andere schlichtweg in der Prämisse falsch: den schweren Beruf Lehrer/in dürfe man so nicht bloß­stellen. Vielleicht beschreibt der Film aber nur eine generelle Eigen­schaft der Deut­schen: Es beson­ders gut machen zu wollen und dabei so zu verkrampfen, dass genau das Gegenteil herauskommt.

Auch darüber wollen wir an diesem Abend mit dem Produzenten des Films, Ingo Fließ, sprechen.

The Zone of Interest

The Zone of Interest, Jonathan Glazer 2023

Freitag 18. Oktober  | 19:00 Uhr | Haus Burggarten |  Einlass 18:00 Uhr | VVK 10€, Filmfreunde und Schüler ermäßigt

Man mag es seinen Augen kaum trauen, aber der ehemalige Videoclip-Pionier Jonathan Glazer schafft es, unserem Rück-Blick auf den Nationalsozialismus und seine furchtbarste Erfindung, das Konzentrations- bzw. Vernichtungslager, noch einmal eine neue Nuance abzugewinnen. In dieser Konsequenz ist das nur bislang nur Roberto Benigni mit „Das Leben ist schön“ gelungen, indem er einen Clown auf der Opferseite agieren ließ. Opfer sieht man bei Glazer kaum; man hört sie, oder vielmehr: man ahnt sie eher nur, denn der Film spielt außerhalb der Mauern und Zäune von Auschwitz. Schreie, manchmal Schüsse, allerdings andauernd rauchende Schlote im Bildhintergrund. Wir wissen, was bzw. wer hier verbrannt wird, wir sehen es nicht, und das macht den Schock noch einmal größer. Was wir sehen, ist eine bürgerlich-konservatives Ehepaar mit Kindern, der Vater ein gewissenhafter Workaholic in SS-Uniform, die Mutter bieder, streng und ein wenig verkrampft. Sie hält das Ganze zusammen – Sandra Hüller in einer weiteren spektakulären Rolle. Wie der Regisseur die humanitäre Katastrophe des größten Ausmaßes mit dem Alltagsblick auf in ihren Rollen „funktionierende“ Menschen verbindet, ist wirklich großes Kino. Der Film aus England wurde mit dem Großen Preis der Filmfespiele von Cannes ausgezeichnet - und einen Oscar gab es auch!

Holy Spider

In einem Land, das es nicht mehr gibt

All the Beauty and the Bloodshed

FrauenFilmFest im Alten E- Werk

14. bis 16. November | Beginn jeweils 19:00 Uhr | Einlass ab 18:00 Uhr | Hesselweg 5 | VVK 10€, Filmfreunde und Schüler ermäßigt

14. November: Holy Spider von Ali Abbasi, Dänemark-Deutschland-Schweden-Frankreich 2022

In einer großen iranischen Stadt ermordet ein Serientäter scheinbar wahllos eine Reihe von Straßenprostituierten. Im Laufe der Erzählung verstehen wir, dass dieses Vorgehen religiös motiviert ist, weil nicht das ganze Land im Sinne des Täters ganz so unbedingt den Gesetzen Allahs gehorcht, wie es sich der Mann wünscht: Dieser Mann, der „Spinnenmörder“ genannt, begeht seine Untaten aus politisch-religiöser Überzeugung, die dennoch ein anderer Teil der Bevölke­rung mit ihm teilt. Auch ein Teil der Polizei pflegt andere Interessen als die Mordserie schnellstmöglich aufzuklären.
Das ruft die Journalistin Rahimi auf den Plan, die von den Morden berichten soll. Die mutige Frau stellt sich selbst als Lockvogel zur Verfügung, unterstützt von einem einzigen Kollegen. Neben dem Täter, dem sie bald allzu nahe kommt, setzt ihr besonders ein einzelner Polizist zu.
Holy Spider ist für uns ein Spiegel der katastrophalen und menschenunwürdigen Zustände im Iran, die bereits Hunderttausende in die Flucht getrieben hat. Der Film ist bestechend authentisch, wie uns von Iranern im Exil bestätigt wurde, obwohl an ein Drehen vor Ort nicht zu denken war.
In Zusammenarbeit mit dem Büro für Vielfalt und Chancengleichheit der Stadt Ingelheim.

15. November: In einem Land, das es nicht mehr gibt von Aelrun Goette, D 2022

Die seit 1989 wiedervereinigten Bundesländer machen vielen Menschen derzeit mehr Kummer als Freude, wird dort von vielen WählerInnen doch offenbar abgelehnt, was die meisten „Wessies“ als Erfolgsmodell des demokratischen Zusammenlebens schätzen gelernt haben.
Daher blicken wir mit Alrun Goette noch einmal zurück in das „Land, das es nicht mehr gibt“: die DDR. Was uns Goette zeigt, erscheint uns nicht ganz so sektiererisch wie in Jan Hecks Doku „Schleimkeim“ (2023) die dort existierende Punk-Szene. Bei Goette geht es immerhin ebenfalls um ein westlich inspiriertes Modell, nämlich die Haute Couture der DDR, die hier nicht immer ganz heruntergebrochen auf die wahren Wünsche der werktätigen Bevölkerung dargestellt erscheint. Mit den „Werktätigen“ macht Suzie schmerzhafte Erfahrungen, nur weil sie einmal in einem falschen Buch gelesen hat: Die junge Frau wurde in ein Kabelwerk versetzt und musste Löcher in Eisen stanzen statt Literatur zu studieren. Den Weg heraus aus dieser Sackgasse weisen ihr Kreative aus der Modebranche um die DDR-Modezeitschrift Sibylle sowie ein leicht gönner­haft anmutender Professor. Suzie schafft ihren Absprung. Und der Film schafft es, uns auf ihrem Weg viel gute Laune und ein wenig Hintergrund über die schmerzhaften historischen Ereignisse zu vermitteln.

16. November: All the Beauty and the Bloodshed von Laura Poitras, USA 2022

Nan Goldin ist als Fotografin bekannt geworden, und zwar vor allem als Chronistin einer bestimm­ten Commu­nity. Ohne sie gäbe es keine vergleichbare Erinnerung an den frühen New Yorker Punk und auch nicht die ersten Bilder der seit kurzem so genannten LGBT-Subkulturen. Dass „Pop“ gern mit neuen Definitionen des Körpers und der sogenannten sexuellen Befreiung zu tun hat, wusste man schon seit Elvis Presley und Mick Jagger; spätestens mit Patti Smith und David Bowie wissen wir aber auch, dass extro­vertiertes Auftreten nicht nur Show ist, sondern auch Trends starten kann. Goldin hat nicht vor allem erfol­greiche Performer fotografiert, sondern Außen­seiter und die Schattenseiten des Anders­seins. Auch ihr selbst war es nie darum, der Star der Fotoszene zu werden, der sie heute ist.
Der Film legt die These nahe, dass diese Vorliebe für Außenseiter zum Teil aus der eigenen Famil­ien­geschichte kommt. Einfühlsam und behutsam dokumentiert die Filmemacherin Poitras den tragischen Tod der Schwester Barbara Goldin in einer Vorstadtsiedlung der 1980er Jahre. Nan Goldin war zu diesem Zeitpunkt selbst erst elf Jahre alt. Ein weiteres Thema ist die Auseinandersetzung mit einer bis dato unbekannten Krankheit: AIDS.
Und der Film widmet sich noch einem anderen Strang der amerikanischen Gesundheitsfürsorge, einem Pharma-Riesen, dem die Aktivistin Goldin Verheimlichung und Ver­harmlosung im Verkauf von abhängig machenden Opoiden vorwirft. Da die Inhaberfamilie Sackler nach amerikanischem Brauch bedeutende Museen finanziell trägt, kommt der bewegende, so großartig recherchierte wie gemachte Film auf einem Umweg auch noch einmal zum amerikanischen Umgang mit Kunst zurück.